Donnerstag, 27. Januar 2011

All-ein sein 2

Freiheit und Selbstbestimmung sind Grundwerte unserer Kultur. Alle wollen das. Doch Freiheit ist schwer zu ertragen. Uns ist es oft wohl in Abhaengigkeit und Grenzen.
Frei sein heisst auch allein sein koennen. Allein sein heisst, mit sich selber gluecklich sein koennen, sich loesen vom geliebten Umfeld zuhause. Ich bin frei, habe keine Verpflichtungen, keine Rollen, die ich zu erfuellen habe, kann eigenen Beduerfnissen nachgehen, bewusste und unbewusste Ziele ansteuern, die ich jetzt mit niemandem mehr ausformulieren, diskutieren und vereinbaren muss. Ich habe nur noch mich selbst. Ich hoffe nicht auf etwas, das mich erfreut, ich bin mir alles selber. Sich selbst genuegen heisst auch, nicht auf der Suche sein nach irgend etwas, sonst wuerde ich ja die Gegenwart als mangelhaft verspueren. Ich habe alles, ich bin frei, gesund und das Glueck, das finde ich nicht in der Ferne und nicht zu Hause, sondern nur in mir selbst, oder es ist nicht.
Im Nachhinein erschein mir erstaunlich, wie gewissenhaft ich mich auf die Reise vorbereitete, medizinische Aspekte, Bekleidung, Velo, Essen und wie wenig ich mich vorbereitete auf ein Leben ohne dessen, was mir bisher wichtig war: Heimat, Zuhause, Familie, Freunde ... und mich kaum fragte: Wie werde ich leben koennen ohne meinen bisherigen Lebensmittelpunkt? Darauf vertrauen, dass man genuegend Ersatz findet? Einen besseren Mittelpunkt finden wird? Den Mittelpunkt in sich selber finden?
Diese Fragen stellte ich einigen Reisenden (nicht Erholungstouristen). Die meisten weichen dieser Frage/sich selber aus, indem sie sich Reiseziele setzen: 150 km pro Tag mit dem Velo, die 5 schoensten Reisezziele des Landes besuchen etc. Das scheinen mir Beschaeftigungen, die von der Frage nach dem Glueck ablenken.
Andere scheinen ihr nicht mitreisendes Glueck aeusseren Umstaenden anzulasten. Sie geben das fremde Land und die fremden Menschen schuld an ihrem fehlenden Glueck und sind unfair und zynisch in ihren Reisebeschreibungen.
Und ich lernte Leute kennen, die ihren Mittelpunkt verloren haben, und schon laenger unterwegs sind auf der Suche nach einem neuen Bezugsfeld, hoffen, dass sich etwas ergibt.
Ich selber moechte nicht einfach wegschauen, eine Krise mit mir selbst nicht mit Reiseaktionismus und fluechtigen Hotelbekanntschaften und Smalltalks ueberdecken. Dieses dumpfe Unbehagen mit mir selber nicht verdraengen, an sich glauben, stark genug zu sein, auch wenn die, die einem Geborgenheit und Selbstvertrauen geben, weit weg sind. Jetzt muss ich mir selber Geborgenheit und Selbstvertrauen geben, ja, das moechte ich koennen. Zuhause ist das leicht, und hier ist es die grosse Herausforderung.

Vom Tobase der Westkueste entlang nach Banda Aceh

KW 4: Reisenotizen Sumatra Westküste
20.1.: Silimalombu- Sidikalang, 135 km. 1000 Höhenmeter vo danau toba nach tele. Dann 50 km geruhsame abfahrt. Habe ein delux-zimmer genommen, ist aber gleichwoh armselig. Und das essen (fras?) ist 3. (Welt)qualität in einer baracke. Am tv ein kampffilm, nebenan dröhnt ne disco mit sexgewerbe. Aber es macht mir nix mehr aus, weil habe mir abgewöhnt, etwas zu erwarten, sehe sogar das schöne im tristen, freundliche menschen und wie sie sich mühe geben aus fast nichts etwas kultur rauszuholen.

21.1.: Sidikalang-Bakungan. Heut 165 km nach bankogan, dh. viel zu viel in schwülen 28 grad. zuerst 50 km den pass runter und dann 60 km hügelfahrt vom gröbsten: 15 min rauf, 2 min runter,zum verzweifeln in der hitze, stundenlang. Auf der strecke war i die attraktion des tages mit immer wieder "hello mister" oder "Poule" was so viel heisst wie westler. Am schluss mit bekannter showeinlage beim hotelsuchen: Da willst du nicht eigentlich uebernachten. Aber jetz bini gut aufgehoben.

22.1: Bakungan-Tapaktuan 65 km mit teils traumhafter strasse am meer & palmen mit baden im indischen ozean und wasserfall aus regenwald. ganzer tag sonne u heiss. jetzt hotel direkt am lauten meer. alternative war hotel an lauter strasse. niemand spricht engl. keine gäste, essen dürftig, weiss der teufel, wer die schönen fische isst. dafür gute fruchtdrinks.

23.1.: Tapaktuan-Susoh, 80 km. hab grad nasi goreng verspiesen, das fleisch war kaninchenartig, i glaub es war ne katze. naja, jedenfalls ne abwechslung zu reis & fisch oder fisch & reis. heut nami am strand von ner familie zum essen eingeladen bei geringer verständigung. ich bin hier einfach morgen bis abend die hauptattraktion: alle jahrzehnte ist hier ein turist zu sehen. man ruft & kreischt & lacht, wenn i komme. mopedfahrer bremsen ab, fahren ne zeitlang neben mir, starren mi an u wollen mit mir sprechen. Manchmal kann ich anhaengen und sie ziehen mich einen huegel rauf. wenn i anhalte sind bald mal 10-20 leute um mi und zuecken ihr Handi fuer fotosession. küstenfahrt war teils traum- & teils albtraumhaft. schlafe heut am strand bei fischern, resp. deren jungen, die mein alter nid stört. es ist ziemli grusig, aber lieber als einsam im ein hotelzimmer eingesperrt. i hab probleme in der nacht, allein in nem betonklotz von zimmer. Lieber erfroren am Stacheldraht eines sibirischen GULAG haengen, als in einem dieser dueppigen, depressivmachenden Hotelszimmer eine Nacht pfusen (ok, ich weiss, dass ich waehlerisch-elitaer bin).

24.1.: ‎Meulaboh-Calang, 105 km. Letze nacht schiffte es aus tropischen kübeln soviel wie bei uns in nem jahr. War unter einem wellblechdach u konnte nur wenig schlafen, weil's so laut war. bi heut mit bus nach M gefahren u vo dort geradelt, leider erst ab 13.00 so dass i sehr mit der sonne u hitze zu kämpfen hatte. Glaubte hier bungalows anzutreffen, doch die wurden seit dem tsunami nid wieder aufgebaut. Schliesslich hats ou keine touris. Jetz schlaf i auf der terrasse von Jan, der von ner NGO ein haus erhalten hat. Bi müde!

25.1.: Calang-Lhoong, 90 km. ca 50 km vor Banda Aceh. sehr schöne küstenstrasse, wenig verkehr, staubig. Erwartet habe ich "new road",  aber es war "make new road", also piste mit baustellen. Palmenstrände stark von tsunami zerstört, man sieht nur noch strünke, kein schatten heisst, zu heiss am strand. Schlafe hinter einer einsamen beiz. Kein strom nur alte leute, aber besser als hotel oder dorf, weil sonst umzingelt dich die dorfjugend. Bin müde.

26.1.: Lamno-Pulau Weh/Sabang/Pantai Iboih, 75 km. Gute küstentrasse mit 3 kleinen Pässen. Mein glück: bewölkter himmel. dann kremierende hitze in banda aceh, niemand spricht englisch, nicht mal "mana turist office" (= wo ist ...) verstanden sie, weil sie nicht wussten, was ein Turist Office war. Fühlte mich verloren. Da sah ich ein reisebüro, u tatsächlich konnte mir dort einer ein paar infos geben. Es gibt einige tsunami monumente: ein schiff 7 km von der küste entfernt auf einem hausdach gelandet, tsunami-museum, fotoausstellung  u.a. Die stadt ist wieder aufgebaut durch UNO und NGO's. Jetzt auf der insel Weh zur erholung und tauchen. Es soll hier eines der schönsten korallenriffe geben. Mal sehen, hier bin ich der orang putih sepeda (weisser velofahrender mensch).

27.1.: Pulau Weh 1, strand u meer sind ansprechend, doch regentag, hab mit Mirko, nem polen, ein bruchbudenbungalow gemietet für je 3 Fr, ausser kurz schnorcheln nichts getan, hat sehr schöne fische. Hat etliche turis hier und so ging der tag um mit herumhängen, es laeuft hier wenig.

28.1.: ‎Pulau Weh 2. heut war faulenzertag 2. Wetter war etwas besser. ein bisschen geblogt, geschwommen, geschnorchelt, gesprochen, geyogat ... und der tag war um. beim tauchen ist's, als wärst du in einem aquarium mit wunderlichten fantasievollsten fischen.


Vom Palmenbauer zur Kokosmilchpause eingeladen

Pause vom Radeln im Strandhaeuschen

Meine neue Kopfbedeckung gegen moerderische Sonnenstrahlen
Vor dem Tsunami Palmenstrand, jetzt nur noch Struenke

Viele Fluesse aus dem Regenwald

Der Strasse von Subulussalam nach Krienglieck muss ich ein paar Zeilen widmen. Waere die Strasse in der Ebene, waere sie wohl oft ueberschwemmt, Verliefe sie den Huegeln entlang, drohten wohl Erdrutsche. Deshalb geht sie ueber alle Huegel dieser Gegend. Wer also gerne Huegel faehrt, Pfunde abstrampeln moechte oder sonstwie masochistisch veranlagt ist, dem empfehle ich diese Route per Rad. Leicht erschwerend kommt die schwuele 28 Grad C Hitze dazu und dass einige Huegel so steil sind, dass sie nicht zu fahren sind, sondern zu schieben - das Velo meine ich. Aber ansonsten ein Intervalltraining vom feinsten: 15 Min. rauf, 2 Min. runter und das ueber ein paar Stunden. Dazu die Dorfjugend, die an die Strasse springt und "Hello Mister!" und "How are you" und "Bule" schreit, was so toent wie Poulet, und so viel wie Fremder heisst. Auch Erwachsene jubeln, als waerest du bei einem Velorennen, zuecken ihr Handy und schiessen Fotos. Du bist die Attraktion des Jahres, sie lachen (ab den blutten Beinen). Bei jedem Halt bist du umzingelt von Jungen und Alten. Habe selten so viel Aufmerksamkeit erhalten.
Nachtunterhaltung bei den Fischern
Immer wieder: sehr schoene Palmenkueste, doch oberhalb von Meulaboh steht kaum mehr eine Palme
Wasserfall aus dem Regenwald
Die uebrigen 5 Kinder mussten zuhause bleiben
Alltaeglich und ueberall
Baecker

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Haehnchen alle verkauft


Markttag




Schwierig, den Doerfern und Staedten Aesthetik abzugewinnen, alles scheint so armeselig, nicht gepflegt. Aber das hiesige Auge ist wohl anders eingestellt und freut sich an einem neu gestrichenen Blechdach, das fuer mein Auge noch immer haesslich ist, oder an einem Blumentopf in einem wenig schoenen Eimer (sonst haette man ihn ja noch benutzt. Was fotogrfiere ich? Eher das fuer mein Auge aussergewoehnliche, exotische. So wollte Ratna einmal wissen, warum ich eine Frau mit einem Baumstamm auf dem Kopf foetele? Fuer sie war das unverstaendlich. Und sie fotografieren mich, ein weisser Mensch: seltsam; auf dem Fahrrad: unverstaendlich.

Zuckerrohrsaft am Strassenrand
Wo immer ich anhielt: Hauptattraktion und Fotosession mit einheimischen Handys

Hiesige Benzintankstelle
Aufbruch der Fischer


Fahrt im Minibus
9.00: Ich wurde vom Minibus abgeholt, Velo auf dem Dach festgebunden. Feilschen um Fahrpreis. Meine Fischerfreude, bei denen ich uebernachtete halfen mir: Fahrpreis 5 Fr. fuer 120 km.
9.05 stieg eine Frau zu fuer 2 km.
9.10: Stopp fuer Fruestueck des Fahrers.
9.30: 1 Paket abgeholt
9.30-10.30: Fahrt durch Seitenstrassen, Leute abgeholt vor der Haustuere, bis der Bus voll war
10.30-12.00: Fahrt nach Meulabo, 120 km mit viel Gehupe und Ueberholmanoevern.
12.00-13.00: Leute individuell vor die Haustuere gebracht, Wenn der Fahrer zu spaet anhielt, musste er rueckwaerts fahren oder wenden.
13.00: Der Fahrer brachte mich an die Kreuzung Richtung Bandah Aceh.
Fahrer und Copilot. Zudem musst du dir vorstellen: Laute Musik und nach vorne gibt's nur einen kleinen Sehschlitz wegen Sonne



Unwohl im Paradies
Die eine Projektion ist ja bekanntlich, dass man sich in der Ferne eine wunderbare, freie Welt vorstellt, jenseits von Alltagslasten und -verpflichtungen. Die Ferne verspricht Flucht aus dem Trott, aus Verpflichtungen, Alltagsnoeten, Konflikten Abstumpfungen, Langeweile und erscheint uns als das Gegenteil davon, ein Tor zur Freiheit, Inspiration und erfuelltem Leben.
Die Realitaet entspricht aber nicht dem Vorgestellten. Mein Koerper muss sich umstellen auf Temperaturen. Alles ist ganz anders hier: Menschen, Sprache (kaum jemand spricht englisch), Kultur, Umwelt. Und ich weiss nicht wie mir die Menschen gesinnt sind, welche Gefahren auf der Strasse, in der Natur, beim Baden, beim Schlafen, beim Essen, bei allem, was ich tu und lasse, lauern. Wenig ist mir bekannt, das meiste unbekannt, keine Strassenschilder, und wenn ich ein Schild sehe, verstehe ich die Information nicht. die Karte sagt mir auch nicht besonders viel, was mich erwartet. Oftmals fuehle ich mich ein gut Stueck gelaehmt von der Beklemmung gegenueber dem Unbekannten, was alles geschehen koennte.

Warum diese Angst? Es ist nicht gefaehrlich. Nein, die Menschen sind lieb und hilfsbereit, koennte ich nur ihre Sprache. Ich bin nicht verloren, nicht von Gefahren umzingelt. Was ist es, das dieses Unbehaben, diese Furcht hervorbringt? Warum diese Angst? Es kann ja nicht das sein, was hier ist, denn das ist mir unbekannt. Ich projiziere wohl eher in diese Leere alle meine unguten Gefuehle, schlechten Erlebnisse, erlebte Gefahren und Schrecken. Was vor mir liegt und Angst macht, ist aufgefuellt mit MEINER Vergangenheit. Das Unbekannte dieses Landes ist also mir Bekanntes.
So muss ich auf meiner Reise zuerst mich ueberwinden, um neue Erfahrungen zu machen, um mich vom Neuen dieses Landes beleben zu lassen. Die Angst vor dem Unbekannten verhindert den forschen Schritt ins Unbekannte, in die Freiheit. Ich ducke mich, ich gehe Sicherheitskompromisse ein, suche Situationen wie zu Hause, und kann mich so nicht dem Neuen stellen. Ich bin nicht frei, denn immer hoere ich das Gequatsche meines Denkens "Achtung, 1000 Gefahren", zu Hause waer's schoener, einfacher, sicherer. Ich bin ein Gefangener meiner Projektionen, die ich hinter mir lassen muss, um mich dem Neuen und meiner Freiheit zu erfreuen. Das dauert seine Zeit, braucht Ueberwindung um Schutzwaelle abzubauen, um sich in das Leben zu begeben, das sich um mich herum abspielt. Endlich die Augen oeffnen, den Blick auf's neue wagen, dem Neuen entgegentreten, Sprache lernen, ...


Banda Aceh: Dieses Schiff wurde 2004 vomTsunami 6 km in dieStadt hinein gespuelt und landete auf einem Haus.Die Passagiere ueberlebten. (heute Museum)


Dieses tonnenschwere Elektrizitaetsschiff wurde vom Tsunami 4 km in die Stadt hineingespuelt (heute Museum)

Mit diesem Becak (Motortaxi) machte ich samt Velo eine Stadtrundfahrt in B. Aceh und anschliessend 20 km zum Flugplatz (10 Fr.)

Mittwoch, 19. Januar 2011

Eine Woche bei einer Batak-Familie auf der Insel Samosir/Tobasee

Was war Silimalombu?
Kopf der Familie Gultom ist Ratna, eine 40 jaehrige Frau, die bis vor 2 Jahren in Jakarta und Medan arbeitete. Sie kam zurueck ins Dorf ihrer Jugend, um ihre 74-jaehrige Mutter zu betreuen. Das Haus gehoert ihrem Brueder, entsprechen dem Batak-Erbrecht. Sie hat 3 Angestellte. Die Oekonomie besteht aus Fischfang, mit 2 schmimmenden Plattformen (taeglich 10-20 kg Fisch) und 4 Fischnetzen (taeglich 3-4 kg Fisch), Reisfelder und Garten zur Selbstversorgung, Mangobaeumen fuer den Markt und 4 Bueffeln, 20 Huehner, 20 Enten. An Ackergeraeten sind ausser Hacken, Eisenstangen, Macheten nicht viel mehr vorhanden. Ratna gibt taeglich 2 Std. Unterricht fuer 3-5-Jaehrige.
Ihr Bruder ist Dorfvorsteher. Sie unterstuetzt ihn bei Entwicklungsprogrammen fuer das Dorf in Zusammenarbeit mit der Regierung: Fahrweg, ev. neue Wasserver- und entsorgung. Mit vorbildhafter Oekonomie versucht sie, im Dorf eine Vorbild- und Vorreiterrolle zu sein, das Dorf zu motivieren zu Gunsten einer besseren wirtschaftlichen Entwicklung: Nutzhoelzer anpflanzen, Biogasanlage, Stallbau und Kompost fuer besseren Gartenertrag, Mauerbau gegen den Seee fuer mehr Gartenflaeche, Sauberkeit, Blumen zur Verschoenerung des Dorfes und oekologisches Verhalten. Entprechend waren meine Arbeitstage ausgefuellt:
1. & 2. Tag: Baeume pflanzen
3. Tag: Strandmauer bauen
4. Tag: Abfall sammeln
5. Tag: Weide saeubern, Straeucher schneiden
6. Tag: neuen Stallboden planieren
7. Tag: Wald saen im Quellgebiet des Dorfbaches, Blumengestell zimmern

Alle Familinemitglieder arbeiten von frueh bis spaet, der Ertrag ist spaerlich. Das drueckt wohl auf die Motivation der Menschen, wenn es trotz grossem Einsatz nicht vorwaerts zu gehen scheint. Wohl aus diesem Grund ist sie WWOOF-Gastegeberin, um damit ein wenig mit dem ausserdoerflichen Leben in Verbindung zu sein und um neue Ideen aufzuschnappen, ev. Unterstuetzung durch Verbindungen zu NGO zu erhalten. Ratna ist eine selbstbewusste und starke Frau, der aber wohl das Dorf etwas zu eng ist. Sie erbringt eine sehr hohe Leistung, ich bin sehr beeindruckt. Vielleicht war der Kontakt zu mir und die damit verbundene Abwechslung wichtiger als meine Arbeit. Sie spart fuer einen Computer als Verbindung zu ihren Bekannten in Medan und Jakarta. Vielleicht kann ich ihr helfen mit Verbindungen zu NGOs, denn mit Waldanbau- und Wasserversorgungs-Projekten sollten doch irgendwo Unterstuetzungsgelder aufzutreiben sein. Ich habe ihr geholfen, dass Interessierte Leute sie per Internetsite finden und sie unterstützen können.

Ratnas Seite: http://ecovillagesamosir.blogspot.com/2011/02/welcome-to-silimalombu.html
Das Haus der Gastfamilie in Silimalombu.
Silimalombu auf Samosir am Tobasee.
Einer der 4 Bueffel der Familie. Einen Tag lang planierten wir eine Flaeche. Ratna will erstmalig fuer das Dorf  Stallhaltung versuchen, um mehr Kompost fuer den Garten zu erhalten.

Beim Nutzholz-Baeume setzen im Regenwald, denn sonst waechst kaum brauchbares Holz.
Baum-Asana auf Baum
Waldaussaat bis an den Kraterrand. Unten das Dorf Silimalombu am Tobasee.
Hier soll ein Ufergarten entstehen. Die Steine werden gebraucht fuer eine Ufermauer.
Jenner und David beim Fische ausnehmen
Jeden Morgen: mindestens 2 Stunden fischen, Netze saeubern etc.
Das Dorf hat einen Dorfbach mit trueben Wasser. Ratna versucht mit Aussaat von Baumsamen die Waldflaeche rund um den Bach zu vergroessern fuer regelmaessigeres und saubereres Wasser.
Ratna beim Fischen. Alternative zu Slackline: Aufstehen im Kanu
Grosszuegige Grossmutter, die in der Kueche das Zepter fuehrt. Mahlzeit. 
Fischfang ist neben Reisanbau das wichtigste Arbeitsfeld der Familie. Jeden morgen muesssen 4 Netz und 2 schwimende Plattformen ausgefischt werden. Die Fische werden an einen Haendler verkauft. Daneben lebt die Familie von Mango-Anbau und Gartenbau fuer die Selbsversorgung, Geld spielt keine grosse Rolle. Man ist, was man der Natur abgewinnt, und taeglich Reis und Fisch.
Nun lebte und arbeitete ich eine Woche bei dieser Familie in Silimalombu. v.l.n.r Jenner, David, Bu (die Grossmutter) Ratna, Andy und ich.

Dienstag, 11. Januar 2011

Eins sein

Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.
           Hermann Hesse

Jede Reise ist eine Reise zu sich selbst, was denn sonst. Wir koennen schliesslich die Welt nur mit unseren Sinnen und unserem Geist aufnehmen.
Und wie sieht diese Reise in mir drinnen zur Zeit aus?

Mir scheint alles zu fehlen, was mich in den letzten 60 Jahren gluecklich machte: Meine Familien -zuerst die Elternfamilie und spaeter die eigene Familie - die Freunde, die Bekannten, meine Verpflichtungen, meine Rollen, die ich zu spielen hatte und vieles andere wichtige mehr. Ich fuehle mich besonders nachts einsam, ungluecklich, und den Tag ueber verunsichert und labil.  Schon kleine Ungereimtheiten bringen mich aus der labilen Ruhe und machen mich nervoes. Der Nachtpart ist der schwierigere. Dass ich selber auch jemanden bin, autonom, souveraen, selbstsicher ... das was ich ebenfalls 60 Jahre lang entwickelt habe, dieses Gefuehl der Sicherheit ist mir etwas - etwas sehr - abhanden gekommen. Es scheint, als ob ich nur jemanden sein kann in meiner eigenen Umgebung.

Und was ich darueber denke: Abgesehen von einer einzigen unbedeutenden Ausnahme besteht die Welt aus Anderen und Anderem, gerade dadurch dass ich ein Individuum sein will. Ich bin im Grunde genommen immer einsam, getrennt von allem und allen. Solange ich ich bin, ein Individuum, bin ich abgetrennt und einsam. Ich will einerseits eine individuelle Persönlichkeit sein, und gerade dann, wenn ich das am ungebundensten sein kann, wenn ich mich löse aus meinem Beziehungsnetz und meinen Rollen, bin ich unglücklich, weil ich einsam bin. Das heisst: Liebe Familie, liebe Freunde, ich benutzte euch alle zu meinem seelischen Gleichgewicht, ich missbrauchte euch. Das wirft ein schraeges Licht auf meine Persönlichkeit, oder? Und es wirft ein schraeges Licht auf mich, wenn ich mich ohne euch als unvollkommen fühle. Aus Unvollkommenheit habe ich geheiratet, treffe mich mit Freunden, lasse mich unterhalten, damit ich nicht zugestehen muss, dass ich kein autonomer Mensch bin, einsam waere ohne euch. Und hier, auf der anderen Seite der Kugel, in Tuk Tuk auf Sumatra kann ich meiner Unvollkommenheit nicht mehr ausweichen. Diese Konfrontation ist hart, eine Art Verzweiflung an meiner Einsamkeit, weil ich nicht einsam sein kann.

Ich denke: Allen Menschen geht es so wie mir jetzt, irgendwann. Allein sein, wirklich allein, empfinden wir als unerträgliche Leere. Man vertreibt diese, indem man sich an Menschen hängt, arbeitet, Fernseh glotzt, Yoga macht, Drogen konsumiert, was auch immer. Wenn das nicht mehr vorhanden ist, kommt die Leere, ja, liebe Leute, wer der Leere ausweicht, wie ich es getan habe, den holt sie einmal wieder ein, und irgendwann kann man ihr nicht mehr entkommen. Wo Erfolg, Überlegenheit, Selbstsicherheit war, ist sehr schnell die peinliche Schale eines Menschen, der mit sich allein schlecht auskommt. Der sich selbst nicht helfen kann und sich wortwörtlich unbeholfen vorkommt. Nur ich kann mir jetzt helfen, mit mir gluecklich zu werden, eins zu werden, statt einsam. Kennst du das auch, oder nicht, oder noch nicht? Wie finde ich meine Einheit? Das ist die Frage der naechsten Tage. Fortsetzung folgt ...

Im Nebel
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unenntrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.
           Hermann Hesse

Silimalombu, Samosir Insel 11.1.2011

Heute ging ich auf die Suche nach einer WWOOF- Adresse und habe die Gastfamilie tatsaechlich gefunden, am Ende der Strasse, ca. 20 km suedlich von Tuk Tuk. Ratna, die Frau der Familie Gultom, spricht als einzige englisch. Ich werde von Morgen an der Familie ein paar Tage helfen. Ich glaube, Ratna ist sehr froh fuer etwas Abwechslung. Mein Leben wird sehr, sehr einfach werden.
Ratna
Batak-Dorf auf Samosir

Danau Toba-Insel Samosir, 10.1.2011

Von Melakka aus nahm ich die Faehre ueber die Strasse von Melakka nach Dumai auf Sumatra. Ich einziger Tourist. Ich war drauf und dran gleich wieder umzukehren. Doch ein Informatikstudent kam auf mich zu und sprach lange mit mir. Dann die freundlichen Beamten am Zoll. Dann Dumai ein Kulturschock, ich war mitten in der Dritten Welt gelandet: so viele Menschen, niemand spricht mehr englisch ausser immer wieder "Hello Mister", keine Orientierung. Dank eines angeheuerten Mannes, es gab ja so viele, die mir helfen wollten, fand ich den Busbahnhof, Ich fuhr eine halbe Stunde seinem stinkigen Moped nach. Busbahnhof, und war gluecklich, das es noch am selben Tag einen Bus nach Lake Toba gab. Frage gibt es einen Bus mit Klimaanlage? Ja (es hatte dann keine). Frage: gibt es eine direkte Verbindung zum Lake Toba? Ja (ich wurde dann drei Mal ausgeladen und mich neu orientieren). Immer wieder freundliche Menschen ohne Englischkenntnisse halfen mir weiter. Gleichwohl bekam ich Angst: soll das jetzt einen Monat so weiter gehen? In Tuktuk, auf der Kraterinsel nahm ich das beste Hotel, gefuehrt von einem deutsch sumatraischen Paar (20 Fr.). Und es gab sogar einige europaeische Touristen. Ich war erleichtert.

Samstag, 8. Januar 2011

Melakka

Melakka, bin wegen Schlafproblemen noch immer spaet unterwegs. Spannende Kleinstadt mit unterschiedlichsten Kulturen, hier hollaendische Gebaeude. Chinesische Kultur ueberwiegt, aber auch indische, und morgens 06.00 weckt der Muezzin von der Moschee.


Unterwegs nach Malaysia

Meine Radlerkollegen unterwegs nach Melakka, sogenannte Trishaws, jedes mit eigener Musik, oder besser Umgebungsbeschallungasanlage

Singapore 5.-7. Januar 2011

Singapore: eindruecklich. Hier das Bankenviertel, Hafenviertel, Chinesenviertel, Shoppingmalls am Kilometer, habe mir die Fuesse wund gelatscht bis morgens 02.00 Uhr, denn mein Biorhythmus hatte erst 19.00.